Golfen und Schlemmen in Istrien

Obwohl sich Istrien als Urlaubsziel für Golfer erst zu entwickeln beginnt, ist es bereits jetzt möglich, angenehme sportliche Momente beim Golf in einer paradiesischen Umgebung zu erleben. Derzeit stehen allerdings nur drei Golfplätze zur Verfügung. Daher sollte man zwischen den Golfsessions unbedingt eine Blick in die malerische Landschaft werfen. Es lohnt sich.

Bispielsweise sollten Sie sich den Nationalpark Brijuni (18-Loch-Platz) alleine schon wegen der landschaftlichen Schönheit nicht entgehen lassen. Außerdem lädt die Stadt Motovun (6-Loch-Platz) nicht nur aufgrund ihrer mittelalterlichen Historie zu einer Besichtigung ein, sondern auch die Weinkellereien locken immer wieder Touristen zur Probe der köstlichen Weine an die Korken. Auch das im ersten Jahrhundert nach Christus erbaute Amphitheater, das auch als Gladiatorenarena von Pula betitelt wird, sollte zu jeder Rundreise gehören. Die Perle der Adria, Opatija, darf natürlich auch in keinem Reiseplan fehlen. Denn seit mehr als 160 Jahren werden Touristen aus ganz Europa und sogar aus der ganzen Welt von malerischen Stränden, sehenswerten Seepromenaden, alten österreichischen Villen, bunten Parks und schöner Natur angezogen. Außerdem lässt sich hier das „Mädchen mit der Seemöwe", eine berühmte Bildsäule und Symbol von Opatija bestaunen und an der Lungo Stute Promenade perfekt prominieren. Dies rundet den Golfurlaub in Istrien ab

Brioni Golf Course

Auf dem 18-Loch-Golfplatz von Brioni spielt man nicht nur zwischen Hirschen, Mufflons oder stolzen Pfauen – sondern auf einem wunderbaren Fleckchen Erde mit Geschichte. 1893 kaufte der österreichische Industrielle Paul Kupelwieser (1843-1919) die von Malaria befallenen Brioni-Inseln vor der Küste Kroatiens und verwandelte sie in einen mondänen Kurort, welcher heute noch die High Society anzieht. Nobelpreisträger Robert Koch hielt sich einige Male hier auf, um den Malariaerreger zu finden und die besten Golfplatzarchitekten der damaligen Zeit – George Thomas und Tom Simpson – designten 18 Löcher, auf welchen 1923 das 1. Golfturnier stattfand. Wann der Platz tatsächlich gebaut wurde, ist heute nicht mehr genau festzustellen. Es soll sich, aber, um den größte Golfplatz Europas gehandelt haben. Das Par betrug 75 und wurde später sogar auf 77 erhöht. Vor vier Jahren (2006) wurden alle 18 Löcher nach den Zeichnungen der Golfplatzarchitekten rekonstruiert.

Tom Simpson hat sich mit seinen Meisterwerken in Frankreich, Morfontaine (1927), Chantilly (1906) und Fontainebleau (1909), die auch heute noch zu den besten Plätzen in Europa zählen, ein Denkmal gesetzt.

Im Laufe der Zeit stieg die Anzahl der Spieler und mit ihnen ihre Ansprüche, sodass der eigentliche Platz von 1923 bis 1933 vier Mal verändert wurde. Da man keine Pestizide verwendet und auch keine künstliche Bewässerung hat, hängt das Grün des Platzes von den Wetterverhältnissen ab. Die Grüns sind „Sandgrüns". Dies wiederum macht einen Charme aus, denn man meint, die Zeit wäre vor 80 Jahren einfach stehen geblieben. Golfer, die nicht wissen, was für ein Terrain sie erwartet, merken nach der anfänglichen Enttäuschung schnell, welches die Qualitäten dieses Golfplatzes sind: Strategie des Spiels, Benutzung aller Arten von Schlägern und Abschlägen, Herausforderungen … Jack Nicklaus soll hier gesagt haben: „Gott hat Ihnen das Land für den Golfplatz zum Geschenk gemacht."

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Gründung des Golf Klubs änderte sich die Besucherschaft auf Brioni. Die „Reste" des Adels und nunmehr vor allem das Großbürgertum garantierten aber weiterhin eine hohe Spielfrequenz am Platz, insbesondere zu Weihnachten und zu Ostern.

Brioni wurde jetzt von Italienern verwaltet, trotzdem waren viele Mitglieder und Gäste Golfer aus Österreich, Ungarn und der Tschechoslowakei. Graf Otto Salm war ebenso Mitglied wie der Wiener Dr. Hans Friess.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Brioni-Inseln militärisches Sperrgebiet und Veli Brijun diente dem Staatsoberhaupt Marschall Josip Broz Tito und seinen „Freunden" als Sommerresidenz und Ort für Staatsempfänge. Seit 1985 ist die Hauptinsel wieder für Touristen geöffent.

Infos zum Golfplatz

Im nordöstlichen Teil der Insel Veli Brijun befinden sich 18 Löcher (PAR 71, Länge 5.486 m). Man kann in Fažana beim Tourismusverband eine Greenfeekarte für den Golfplatz kaufen und setzt Sie sich ins Schiff nach Brioni. Ca. 20 Minuten Fußweg von der Anlegestelle Richtung Hotel „Karmen", kommt man direkt zum Golfplatz. Vor Ort gibt es auch ein Klubhaus mit allen Annehmlichkeiten wie zum Beispiel Umkleidekabinen, Duschen oder Leihschläger. Da im Frühjahr hier Temperaturen um die 12 Grad, im Sommer um 30 und im Herbst um 14 Grad vorherrschen, kann man eigentlich das ganze Jahr hier sehr gut Golfen. Sowohl für Anfänger als auch für anspruchsvolle Golfer ist der Platz geeignet. Die passende Herausforderung ist hier für jedes Handicap gegeben.

Die Brioni-Inseln erstrecken sich entlang der Südwest-Küste der istrischen Halbinsel und sind etwa 3 km durch den Fažaner Kanal vom Festland entfernt. Im 15-Minuten-Takt fahren hier die Schiffe und so mancher Prominente legt direkt mit seiner Jacht im Hafen von Brioni an. Auch Pula ist nur wenige Kilometer entfernt. Seit 2001 läuft regelmäßig die Jacht Pacha III. von Caroline von Monaco und Ernst August von Hannover ein. Aber auch Ottavi Missoni, Naomi Campbell oder John Malkovich verbringen hier ihren Urlaub. Ob sie auch Golf spielen, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Allerdings bewegt man sich auf den Brioni-Inseln nur via Golfkart fort. Die ursprüngliche Absicht, Golfspielern das Leben zu erleichtern, wird hier als Fortbewegungsmittel für die Gäste der abgelegeneren Luxusvillen genutzt. Oder man macht einen Ausflug zu den abgeschiedenen Stränden der Insel.

Gerhard Maly

Brioni Golf Cours

Paul Kupelwieser

Paul Kupelwieser (1843 – 1919) wurde als zweiter Sohn des damals bekannten Malers und Professors für Historienmalerei an der Wiener Akademie Leopold Kupelwieser geboren. Sein älterer Bruder war Karl Kupelwieser.

Als leitender Mitarbeiter von Albert Salomon Anselm von Rothschild war er Generaldirektor der Eisen- und Stahlwerke in Ternitz (Niederösterreich), Teplitz und 1876-93 der Witkowitzer Eisenwerke im heutigen Tschechien.

1893 kündigte er und kaufte für 75.000 Gulden einem Venezianer die Brioni-Inseln ab – ein Archipel aus insgesamt 14 kleinen Inseln, die wie grüne Edelsteine im blauen Meer liegen, dreieinhalb Kilometer vor der Küste von Istrien bei der Hafenstadt Pula – heute Kroatien. Schon die Römer bauten auf der fünf Kilometer langen und drei Kilometer breiten Hauptinsel (Veli Brijun) Sommervillen und Wirtschaftsgebäude. Kupelwieser wollte ein vernachlässigtes Gebiet im Süden der Monarchie kultivieren. Die Insel war malariaverseucht, auch Kupelwieser erkrankte. 1900 bot er dem berühmten Bakteriologen Robert Koch die Insel als Forschungsobjekt an. Tatsächlich wurde Brioni innerhalb von 2 Jahren malariafrei, während auf dem Festland die Krankheit noch Jahrzehnte wütete. Kupelwieser investierte ein Vielfaches des Kaufpreises, errichtete eine Infrastruktur, baute den Hafen aus, legte eine submarine Wasserleitung vom Festland nach Brioni und errichtete Wirtschaftsgebäude (Wein- und Milchwirtschaft, Imperialkäse), baute Hotels, ein Strandbad und das erste Winterschwimmbad an der österreichischen Riviera. Anton Gnirs legte Reste einer Römersiedlung rund um die Bucht Val Catena frei, darunter eine römisch-kaiserliche Villa und ein Tempelzentrum. Carl Hagenbeck errichtete einen Zoo nach Vorbild Stellingens und beabsichtigte eine Akklimatisierungsstation für seine Tiere zu errichten. Eine Straußenzucht war wenig erfolgreich, weil sich die Mode änderte. Die ersten Gäste waren neurasthenische Patienten der Wiener Psychiater. 1906 entdeckte das Kaiserhaus die Insel zur Rekreation, Erzherzogin Maria Josepha und ihre Kinder waren die Ersten. Stammgäste wurden Erzherzog Franz Ferdinand, Marie Valerie und Elisabeth Windisch-Graetz mit ihren Familien. Die Gäste waren überwiegend aus dem gehobenen Bürgertum, der Beamtenschaft und Künstler aller Sparten. Franz Ferdinand benutzte sie als repräsentatives Zentrum für Staatsbesuche, so war Kaiser Wilhelm II. 1912 zu einer Besichtigung hier. Im Ersten Weltkrieg wurde die Insel militärisch genutzt, 1915 starb Marie Kupelwieser und wurde im eigens errichteten Mausoleum bestattet. Paul Kupelwieser starb 1919 in Wien, er liegt immer noch „provisorisch" auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Sein Sohn Karl (1872 – 1930) setzte das Werk auf den seit Ende des Ersten Weltkrieges italienischen Inseln im Sinne des Vaters fort. So ließ er etwa ein Spielbank-Casino und den ersten 18-Loch-Golfplatz in Europa bauen. Mit der Errichtung eines Poloplatzes, dem Bereithalten von Polopferden und dem Ehrgeiz, der elitären Welt hier alles Wünschenswerte anzubieten, übernahm er sich finanziell. Mit dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise geriet das Unternehmen Brioni in Schwierigkeiten. Nachdem Karl Kupelwieser sich 1930 erschossen hatte, erfolgte der Niedergang und 1936 fiel sein Eigentum an Italien.